"Im Gefolge der SS" - Aufseherinnen des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück
Die Ausstellung, die seit dem 8. August 2020 in einem der ehemaligen Aufseherinnen-Wohnhäuser zu sehen ist, thematisiert die Herkunft des weiblichen Wachpersonals, die Gewaltverhältnisse im Lager, die Karrieremöglichkeiten der Aufseherinnen, Ravensbrück als zentrale Ausbildungs- und Rekrutierungsstätte für Aufseherinnen. Weiterhin geht es um die Strafprozesse, die nach 1945 gegen wenige von ihnen geführt wurden. Außerdem werden die Suche der Opfer nach Gerechtigkeit und das vielsagende Schweigen der Täterinnen thematisiert. Nicht zuletzt wird auch die Faszinationskraft der Figur der „SS-Aufseherin“ in der Populärkultur zur Diskussion gestellt.
Unter dem Titel „Bilder, Stimmen und Klischees“ haben die Künstler*innen Marianna Christofides, Arnold Dreyblatt, Moritz Fehr, Dominique Hurth und Susanne Kriemann in Kooperation mit dem Ausstellungsprojekt Interventionen entwickelt. Sie begegnen dem Thema der SS-Aufseherinnen mit gegenwartsrelevanten Perspektiven. Die Spuren der Gewalt in den baulichen Relikten und Landschaften, das Nebeneinander von Wohnort und Tatort, die im Lager gesungenen Lieder, die brutal-gemütliche Inneneinrichtung der Dienstwohnungen oder die Erziehungsmethoden in der nationalsozialistischen Gesellschaft sind Themenfelder der künstlerischen Strategien.
Die Ausstellung wurde gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und der Kulturstiftung des Bundes.
Weitere Informationen zur Entstehung der Ausstellung
Im Gespräch mit Insa Eschebach, wissenschaftliche Projektleitung
Wohnort und Tatort: Das Aufseherinnenhaus
Das Gestaltungskonzept: Akzente setzten - Farbe bekennen
Im Gespräch mit Simone Erpel, Kuratorin der Ausstellung
„... ein kleines, aber bitteres Spiel...“ –Zitate in der Ausstellung
Die Zeichnung als (Beweis)Dokument. Wie Häftlinge Szenen der Gewalt festhielten
Im Gespräch mit Sabine Arend, Leiterin der Museologischen Dienste
„Eine seidene Steppdecke“ – Interview mit der ehemaligen Aufseherin Frau T. (2004)
Die Aufseherin in der Populärkultur
“Bilder, Stimmen und Klischees: SS-Aufseherinnen des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück”
Künstlerische Interventionen in der neuen Ausstellung „Im Gefolge der SS“, Gedenkstätte Ravensbrück. Mit: Marianna Christofides, Arnold Dreyblatt, Moritz Fehr, Dominique Hurth, Susanne Kriemann.
Die Gedenkstätte Ravensbrück hat fünf KünstlerInnen eingeladen, sich auf Basis recherchebasierter Ansätze mit dem Milieu und den Repräsentationen der Ravensbrücker SS-Aufseherinnen zu befassen und auf gegenwartsrelevante Fragen hin zu untersuchen. Mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes beschäftigen sich seit Juli 2019 Arnold Dreyblatt, Susanne Kriemann, Marianna Christofides, Moritz Fehr und Dominique Hurth mit dem weiblichen SS-Personal des Frauen-KZ Ravensbrück.
In ihren Interventionen hinterfragen die KünstlerInnen routinierte Sichtweisen, schärfen den Blick für Details und Atmosphären, und regen im Rahmen der historischen Ausstellung zu Austausch und Gespräch an. Die Fotografien der Aufseherinnen, die Dualität von Wohn- und Tatort, die vermeintliche Gemütlichkeit der Inneneinrichtungen der Aufseherinnenhäuser, sind ebenso Schwerpunkt der künstlerischen Interventionen, wie die Funktion von Musik im Kontext der Zwangsarbeit, die Spuren der Gewalt in den Landschaften und baulichen Strukturen und die Erziehungsmethoden in der NS-Volksgemeinschaft. Die daraus entstandenen Sound- und Videoarbeiten, Text- und Bildinstallationen werden ab Mitte September 2020 bis Ende 2021 in der Ausstellung wie auch im Umfeld des historischen Aufseherinnenhauses zu sehen sein.
Weitere Informationen zu den künstlerischen Interventionen
Einblicke in die Arbeit von Susanne Kriemann
Einblicke in die Arbeit von Arnold Dreyblatt
Dominique Hurth: Laufmasche und Webfehler
Der unsichtbare Chor. Einblicke in die Arbeit von Moritz Fehr
Im Gespräch mit Dominique Hurth, künstlerische Leiterin der Interventionen