Einblicke in die Arbeit von Marianna Christofides
Marianna Christofides
μελέτες (Studien), 2020
Zwei-Kanal-16mm-Film-Installation in Zusammenarbeit mit Almut Kühne; Farbe und s/w, Sound
Textintervention
Farbfolie
In der Installation „μελέτες (Studien)“ unternimmt Marianna Christofides gemeinsam mit der Vokalistin Almut Kühne den Versuch einer Annäherung an das Phänomen der Aufseherinnen in Ravensbrück. Dies geschieht u.a. auf einem zu den Geschehnissen im Lager zeitgenössischen Material, 16 mm s/w ORWO-Film. ORiginal WOlfen ist die Nachfolgerfirma der Agfa-Werke in Bitterfeld-Wolfen, wo es ein KZ-Außenlager gab, welches bis 1944 Ravensbrück unterstand. So wird die Materialität des Mediums Teil von Filmherstellung, Zwangsarbeit, Massenvernichtung und des Anteils der Aufseherinnen daran.
Auf den Filmen sind Bilder aus der Umgebung Ravensbrücks, dem Archiv der Gedenkstätte und Aufnahmen einer mehrtägigen Performance festgehalten, in denen sich die Durchlässigkeit im Zwischenraum von Alltäglichem und dessen inhärenter Potentialität des Schreckens zeigt. In der Erschütterung von festen Formen der Sprache als vermeintlich eindeutigem Bedeutungsträger, durch die Montage heterogener Konstellationen, Spiegelungen und Brechungen von Licht und Perspektive wird einer Stimmung der Instabilität und Widersprüchlichkeit nachgespürt. Die Intervention bewirkt so eine befremdende sensorische Erfahrung: In der Materialität von Stimme und Ort nimmt ein Netz von Kräften und Wirkungen vorübergehende Gestalt an.
Marianna Christofides arbeitet disziplin- und medienübergreifend mit Installationen, Film und Text. 2011 repräsentierte sie Zypern auf der Biennale in Venedig. Aktuell ist sie Stipendiatin des Berliner Förderprogramms „Künstlerische Forschung“ und Preisträgerin der innogy Stiftung VISIT 2020.