Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Einblicke in die Arbeit von Susanne Kriemann

„…. wie ein Mantel, der sich nicht absteifen lässt“
(Aus: Susanne Ayoub, Das Mädchen von Ravensbrück)

Die an die Gedenkstelle Ravensbrück anliegenden Unterführerhäuser und deren Terrain suggerieren beim Durchstreifen eine bleierne Gelassenheit. Verschiedene historische Zeitabschnitte bestimmen diese Häuser, die sich an der Schwelle zum Verfall befinden. Gleichzeitig ist dieses Gelände von einer sich im Kommen und Gehen befindenden, seltenen Biodiversität besiedelt, welche über Bezüge, Geschichte und Trauma hinweg wächst. Und während sich Geschichtsbezogenes in verwilderte Natur verwandelt, schleicht sich ein Verdacht ein, dass diese Häuser, früher oder später, zu „Projekten“ werden, von Suchenden der neuen Entwicklungen.

Für die Ausstellung im Aufseherinnenhaus rückt die Fotografin Susanne Kriemann genau diese Überlagerung von geologischen und historischen Zeitschichten in den Vordergrund. Deutlich wird: Es gibt kein Ende des Dokumentierens, da sich Gesellschaft wie Orte und Geschichten im Wandel der Gezeiten befinden. Umgekehrt kann jedoch diese fortwährende Transformation selbst 'bildgebend' werden. In Anlehnung an einen erweiterten Begriff des Dokuments wird das Material selbst Teil der Aufnahme. Susanne Kriemann realisierte Fotografien der baulichen Struktur und des Verfalls und übersetzte diese wiederum in eine Serie von Siebdrucken. Darin eingebettet sind Pigmente, die aus beschädigten Fliesen, Ziegeln und Steinen der ehemaligen Unterführerhäuser und Aufseherinnenhäuser herrühren und eigens für dieses Projekt gemahlen wurden. Zudem werden in einer mehrtägigen Feldstudie die seltenen „roten Waldameisen“, „Strunkameisen“ und „Kerbameisen“ benannt und der Biosphäre ein wesentlicher Teil der weiteren Gestaltung von Geschichte überantwortet. 

Kriemanns Arbeit wurde international in Ausstellungshäusern wie dem Witte de With, Rotterdam; dem Prefix ICA, Toronto; dem 21er Haus, Wien, dem Arnolfini, Bristol; der Berlinischen Galerie; dem Stedelijk Museum, Amsterdam, sowie im Rahmen verschiedener Biennalen und Festivals wie der 11. Shanghai Biennale, der 10. Göteburg Biennale und der Colomboscope, Colombo, präsentiert.