Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern.

Gezeichnete Geschichten von Miriam Libicki, Barbara Yelin und Gilad Seliktar nach Erzählungen der Holocaustüberlebenden Emmie Arbel, David Schaffer und Nico und Rolf Kamp

Emmie Arbel überlebte als kleines Mädchen die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen‑ Belsen. David Schaffer entkam dem Genozid in Transnistrien, weil er sich nicht an die Regeln hielt. Die Brüder Nico und Rolf Kamp, von ihren Eltern getrennt, wurden vom niederländischen Widerstand an 13 verschiedenen Orten vor ihren Mördern versteckt. Nur wenige Überlebende des Holocaust sind heute noch am Leben. Der Aufzeichnung ihrer Erinnerungen kommt eine zentrale Rolle zu.

„Aber ich lebe“ stellt sich dieser Aufgabe auf ungewöhnliche Weise: Es lässt grafische Geschichten entstehen, für die es kaum dokumentarischen Vorlagen gibt. Im engen Dialog mit den vier Überlebenden schufen die international bekannten Zeichner*innen Miriam Libicki (Vancouver, Kanada), Gilad Seliktar (Pardes Hanna‑Karkur, Israel) und Barbara Yelin (München, Deutschland) eine grafische Rekonstruktion der Erinnerungen. Durch diese Begegnungen sind Comics entstanden, die zeichnerisch den Fragen von Trauma, Erinnerung und Überleben nachgehen.

Die entstandene Anthologie „Aber ich lebe“, herausgegeben von Dr. Charlotte Schallié (Universität von Victoria, Kanada) und die Ausstellung brechen Sehgewohnheiten und bekannte Bilder des Holocaust auf. Die Geschichten visualisieren unmittelbar und auf ergreifende Weise ein unfassbares Geschehen. Sie schaffen gleichzeitig ein neues Erinnerungsarchiv für zukünftige Generationen.

Das Medium Comic erweist sich dabei als starkes Mittel zur Rekonstruktion des visuell nicht Dokumentierten, als plausible, subjektive und möglichst wahrhaftige Erzählung jenseits der fotorealistischen Abbildung. Anhand von Originalzeichnungen, Skizzen, Archivmaterial und Interviews mit Beteiligten beleuchtet die Ausstellung auch den Entstehungsprozes des Buches. Die Ausstellung „Den Holocaust erinnern“ wurde 2022 als Teil des Comicsalon Erlangen konzipiert und seitdem in Dortmund und Wiesbaden gezeigt. Nun kommt sie in die Gedenkstätte Ravensbrück und damit an einen Ort des historischen Geschehens.

Mit Erscheinen von Barbara Yelins Comic „Die Farbe der Erinnerung“ wird die Geschichte von Emmie Arbel weitererzählt. Entsprechend wurde die Ausstellung um neue Originale erweitert.

 

Die Mahn- und Gedenkstätte dankt dem Kunsthaus Wiesbaden, dem schauraum: comic + cartoon Dortmund, dem Internationalen Comic-Salon Erlangen Arolsen Archives, Zentrum für Holocaust-Studien in München, New Jewish Press (University of Toronto Press), Verlag C.H. Beck, Reprodukt Verlag, Andrea Wuerth, Iain Higgins und dem Soroptimist International Club Berlin-Mitte.