Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

„... ein kleines, aber bitteres Spiel...“ –Zitate in der Ausstellung

Beim Gang durch die Ausstellung werden die BesucherInnen hin und wieder auf Zitate stoßen. Vor kurzem DRUCKTE die Firma Wallpen diese Zitate auf einige Wände in den ehemaligen Aufseherinnen-Wohnräumen. Etwa die sehr präzise Beobachtung der französischen Ethnologin und Ravensbrück-Überlebenden Germaine Tillion, die miterlebte, wie erschreckend schnell neue Aufseherinnen ihr Mitgefühl vergessen hatten und sich an die im Lager herrschenden Unmenschlichkeit gewöhnten. Oder die Russin Lidia Leschinska, die sich an eine ganz bestimmte Aufseherin erinnerte, die nicht sehr gutherzig war, aber doch besser war als die anderen, weil sie nichtso brutal schlug wie die anderen. Über das Gewaltverhältnis zwischen den inhaftierten Frauen und den Aufseherinnen geben aber auch Täterinnen Auskunft, wie etwa die Oberaufseherin Maria Mandl, die an dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück „absolut nichts Schlechtes finden“ konnte.

Das Fragmentarische dieser Zitat-Collage erzeugt ein Resonanzraum, der als selbstständige Ausstellungsebene zum Grübeln, Assoziieren und Nachdenken einlädt.

„Die brutalsten Aufseherinnen galten als die bewährtesten bei der SS.“
Rosa Helena Vetter, 2003

„Die Aufgabe bestünde darin, den im Konzentrationslager befindlichen Frauen und Mädchen klar zu machen, dass sie eine falsche Einstellung zum Staat und zum Leben hätten, und sie zu bekehren zur aktiven Hilfe für Führer und Volk.“
Christel Wenzel, 1985

„Einige von uns machten sich ein kleines, aber bitteres Spiel daraus, die Zeit zu messen, die eine neue Aufseherin brauchte, ehe sie deren Brutalitätspegel erreicht hatte.“
Germaine Tillion, 1998