Der unsichtbare Chor. Einblicke in die Arbeit von Moritz Fehr
Der Künstler Moritz Fehr finalisiert derzeit für das Aufseherinnenhaus eine mehrteilige, ortsbezogene Soundinstallation mit dem Titel Der unsichtbare Chor.
Die Intervention untersucht, welche Rolle den verschiedenen Formen von Gesang im Lageralltag zukam. So wurde in Ravensbrück nicht nur heimlich und im Verborgenen gesungen, sondern auch unter Zwang und Androhung von Strafe. Gleichzeitig gab es bestimmte Lieder, deren Aufführung von den Aufseherinnen geduldet wurde.
Der Titel Der unsichtbare Chor ist einem Brief von Ludmila Peškařová entliehen, den sie im Jahr 1965 verfasste. Darin beschreibt sie, wie sie sich 1945, kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers, einen „tausendstimmigen Chor“ vorstellt – zusammengesetzt aus den „unsichtbaren Frauen“ von Ravensbrück. Ludmila Peškařová schrieb während der Gefangenschaft viele Gedichte und Lieder, die sie zum Teil auch gemeinsam mit anderen Häftlingen aufführte.
Die für die Soundinstallation recherchierten Lieder wurden neu bearbeitet und mit einem Chor aufgenommen. Über die räumliche Anordnung der Lautsprechern werden verschiedene Bereiche des Aufseherinnen-Wohnhauses akustisch hervorgehoben. So lässt die Arbeit eine Beziehung zwischen den Liedern und dem historischen Ort entstehen.
Moritz Fehrs Arbeiten untersuchen Sound im Hinblick auf metaphorische Präsenz und räumliche Implikationen. Seine Projekte wurden international präsentiert und sind u.a. im Velaslavasay Panorama (Los Angeles) und als Teil von Continuous Drift (Dublin) permanent installiert und zugänglich.
www.moritzfehr.de