Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Dominique Hurth: Laufmasche und Webfehler

In ihrer dreiteiligen Intervention im Aufseherinnenhaus thematisiert Dominique Hurth die vermeintliche 'Gemütlichkeit' der Unterkünfte für das weibliche KZ-Personal und die brutale Dualität des Ortes, der Tatort und Wohnort zugleich war. 

Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung sind private Fotografien der Wohnungen, die Einsichten in Details der häuslichen Einrichtung geben. Gardinen, gepolsterte Eckbänke, Tischdecken, Kommode mit Glasfiguren, Kissen, Teppiche, und weitere Objekte, die eine behagliche Innendekoration suggerieren, wurden von der Künstlerin genauer betrachtet und zusammen mit einer Recherche in Frauenzeitschriften und Magazinen für Innendekoration der 1930er und früheren 1940er Jahre in einen erweiterten sozio-historischen Kontext gesetzt. 

Gemeinsam mit einer Textilgestalterin wurden mehrere Vorhänge mit beabsichtigten Webfehlern und Laufmaschen nachgewebt und rahmen bzw. versperren der Blick nach außen, der sich einerseits auf die idyllische Siedlung der Aufseherinnenhäuser, anderseits auf die Lagerstraße und das Lagertor richtet. Des Weiteren behandeln sechs Kollagen im Badezimmer die Alltags- und Hygienekultur von Frauen anhand des Motivs der Badewanne.  

Unweit davon befindet sich eine Installation, die – als Sitzgelegenheit maskiert – das traditionell weibliche Handwerk der Stickerei mit Fragmenten aus Irma Greses Gerichtsprotokollen aus den Bergen-Belsen Prozess (1945) verbindet.  

Die Installationen von Dominique Hurth wurden international in Museen und Galerien präsentiert, u.a. im Palais de Tokyo (Paris), Württembergischer Kunstverein (Stuttgart), Tiernanatomisches Theater (Berlin), Fundacio Tapies (Barcelona), Hamburger Bahnhof (Berlin), MAMO-Cité Radieuse (Marseille).