Produkte. Zwangsarbeit bei Siemens im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Eine Fotoausstellung
Die Firma Siemens & Halske produzierte von August 1942 bis April 1945 in einer eigenen Fertigungsstelle südlich des Häftlingslagers mehrheitlich für die deutsche Rüstung. Bis April 1945 bestand die Produktionsstätte wahrscheinlich aus 20 Produktionshallen, in denen
ca. 2.300 Frauen und Kinder Zwangsarbeit leisteten. Im Dezember 1944 wurden die Häftlinge in einem Unterkunftslager direkt neben der Fertigungsstelle untergebracht.
In Ravensbrück produzierte Siemens & Halske Bestandteile von Fernsprechern, Messgeräten und Radiogeräten. Die Frauen haben Kupferspulen gewickelt, Mikrofone, Schalter, Kondensatoren, Relais und Potentiometer gebaut bzw. ihre Einzelteile gefertigt und veredelt.
Die Kenntnisse, die bislang über die Fabrikationen der Siemens-Fertigungsstelle vorliegen, entstammt den überlieferten Dokumenten, Berichten ehemaliger Häftlingsfrauen sowie den Objektresten, die auf dem Gelände der ehemaligen Fertigungshallen gefunden und mit originalen Einzelteilen verglichen wurden.
Die Objektporträts nehmen die Produktion und die Arbeitsbedingungen in der Siemens-Fertigungsstelle des Konzentrationslagers Ravensbrück in den Blick. Sie führen vor Augen, dass die Frauen in einem hochtechnisierten Bereich eingesetzt waren, der ihnen unter elenden Lebensbedingungen und Strafandrohung Präzisionsarbeit abverlangte. Sie standen in dem inneren Zwiespalt, gute Arbeit leisten zu müssen, die zugleich der Rüstung diente.
Die Fotografien von Andrea Genest entstanden im Rahmen des Forschungs- und Publikationsprojektes „Zwangsarbeit für Siemens Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Kommentierte Berichte von Zeitzeuginnen. Ausgewählt und eingeleitet von Janna Lölke, hrsg. vom Internationalen Freundeskreis e.V. für die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Berlin: Metropol-Verlag 2017.