Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

"Es war das zweite Mal, dass ich das Wort Jude hörte."

Christa Bünte (damals 13 Jahre)

"Ich weiß noch, dass aufm Marktplatz eine Frau stand, ganz dünn und mager, und die hat um Brot gebettelt. Und ich wollte ihr mein Frühstücksbrot, was ich in so 'ner kleinen Tasche hatte, wollte ich ihr geben und denn haben die Kinder geschrien: 'Das darfst du nicht! Das ist eine Jüdin!' Und es war das zweite Mal, dass ich das Wort Jüdin hörte, denn am Park von Fürstenberg, gegenüber vom Schloss, war ein großes Schild. Da stand drauf: 'Für Hunde und Juden verboten'."

 

Elfriede Seidel (damals 7 Jahre)

"Ich weiß, dass mein Großvater mehrere Tage verschwunden war und die Eltern sich mächtig aufgeregt hatten.

Mutter hat später erzählt, dass Großvater im Gefängnis gewesen ist, weil er bei Juden gekauft hat. Es fuhr durch die Siedlung ein Wagen mit Lebensmitteln und so kleinen Kolonialwaren, der kam aus Berlin von Herrmann Tietz. Das waren ja auch Juden. Die fuhren durch die Siedlung und verkauften ihre Waren und meine Großeltern kauften dort. Und dann gab es den "Stürmerkasten", und in dem "Stürmerkasten" wurde dann bekanntgegeben, dass es Bürger gibt, die sich nicht an die Vorgaben der Nationalen, der SS halten und deswegen müssen sie quasi geächtet werden. Und das war auch 'ne ganze Liste von Namen ... und da waren viele Namen aus der Siedlung, die mir heute noch bekannt sind, natürlich auch mein Großvater."