Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

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Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Eröffnung der Begleitausstellung "Fürstenberger BRUCHSTUECKE '45" im Stadtraum

14. Juli 2022

„Fürstenberger BRUCHSTÜCKE ‘45“ – Ausstellung im Stadtraum und begleitendes Veranstaltungsprogramm bringen die Stadt Fürstenberg und das KZ Ravensbrück in einen Dialog

 

Samstag, 16. Juli 2022, 14.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung „Fürstenberger BRUCHSTÜCKE ‘45“

anschließend: Rundgang und „Erzählcafé“ im Pfarrgarten (Ev.-Luth. Kirchengemeinde, Pfarrstraße 1)

Ort: Marktplatz, 16798 Fürstenberg an der Havel

Öffentliche Führungen: 28. Juli und 11. August, jeweils um 17.00 Uhr; 25. September um 14.00 Uhr (Treffpunkt: Marktplatz)

 

An einem Lichtmast im Stadtzentrum von Fürstenberg an der Havel hängt über einer Schale mit blühenden Geranien eine Tafel mit einer Zeichnung: Eine Hand hält einen briefmarkenähnlichen Bogen mit der Aufschrift „Brot“. Auf der anderen Seite der Tafel steht unter der Überschrift „Fürstenberger:innen erzählen von 1945“: „Wir kriegten nur Karten, wenn wir gearbeitet haben. Brotkarten …“. Am Sockel des Lichtmasts befindet sich eine Folie mit dem ausführlichen Zitat der damals 18-jährigen I. L.: „Na, zuerst waren wir da im KZ. Also wie das alles so weit war schon, die toten Menschen da rausheben. War schlimm alles, ne. Ja, wir kriegten ja nur Karten, wenn wir gearbeitet haben. Brotkarten, wie man so sagt.“ Auf der Folie finden sich weitere Zitate und ein QR-Code.

Die Tafel ist Teil der Installation „Fürstenberger BRUCHSTÜCKE ‘45“, die am Samstag, 16. Juli 2022, um 14.00 Uhr auf dem Marktpatz in Fürstenberg an der Havel eröffnet wird. Die Gedenkstätte Ravensbrück präsentiert auf insgesamt zehn Lichtmasttafeln im Stadtraum Auszüge aus Interviews, die Kuratorin Kirsten Poggendorff mit Menschen aus Fürstenberg über die Ereignisse des Jahres 1945 geführt hat. Die Zitate werden von Zeichnungen des Ateliers Lomas aus Klein-Mutz illustriert. Über einen QR-Code können weitere Hintergrundinformationen und Hörstationen aufgerufen werden. Eine weitere Infotafel mit Zitaten von Überlebenden des KZ Ravensbrück, die von Studierenden des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin gestaltet wurde, befindet sich im Stadtpark. Die Installation und die Infotafel ergänzen die Ausstellung „BRUCHSTÜCKE ‘45” über die Befreiung des KZ Ravensbrück und das Kriegsende in der Region, die derzeit in der Gedenkstätte Ravensbrück zu sehen ist. Im begleitenden Veranstaltungsprogramm werden Führungen und ein „Geschichtenladen“ angeboten.

Die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, Sabine Arend, sagte heute: „Die Ausstellung BRUCHSTÜCKE ’45 zeigt, wie eng die Geschichte des KZ Ravensbrück mit der Stadt Fürstenberg und der Region verwoben ist. Mit der Installation auf den Plätzen und in den Straßen von Fürstenberg und begleitenden Veranstaltungen wollen wir die Menschen einladen, das Konzentrationslager als Teil der Stadtgeschichte zu begreifen. Zugleich begibt sich die Gedenkstätte mit diesen Angeboten in die Mitte der Stadt, um mit den Fürstenbergerinnen und Fürstenbergern ins Gespräch zu kommen und Brücken zu bauen.“

Die Kuratorin Kirsten Poggendorff erklärte: „Meine Interviewpartnerinnen und -partner waren damals Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren. Von einigen wusste ich, dass sie sicher daran interessiert sind, an der Ausstellung mitzuwirken. Weitere zu finden war nicht immer ganz einfach. Schließlich halfen die Vorschläge des damaligen Friedhofsverwalters, Empfehlungen der bereits Interviewten, Hinweise von Bekannten und sicher auch, dass ich selbst in Fürstenberg geboren bin. 15 Fürstenbergerinnen und Fürstenberger waren letztlich an dem Interviewprojekt beteiligt. Bei ihnen möchte ich mich für interessante Gespräche, vor allem aber für ihr Vertrauen und ihre Offenheit bedanken.“

Im Rahmen der Eröffnung der Installation findet ein Rundgang mit der Kuratorin Kirsten Poggendorff statt. Anschließend lädt die Gedenkstätte Ravensbrück zu einem „Erzählcafé“ in den Pfarrgarten der Ev.-Luth. Kirchengemeinde ein, wo die Möglichkeit zum Austausch mit den Fürstenbergerinnen und Fürstenbergern besteht, die für die Installation von ihren Erinnerungen an das Jahr 1945 berichtet haben.

 

Vom 16. bis 21. August bietet ein „Geschichtenladen“ die Möglichkeit zu Begegnungen und Gesprächen. Im „Alten Kaufhaus“ in der Brandenburger Straße 17 wird ein vorübergehendes Wohnzimmer im Stil der 1940er Jahre eingerichtet, wo die Kuratorin Kirsten Poggendorff Einheimische und flanierende Touristen dazu einlädt, ihre Geschichten vom Jahr 1945 zu erzählen. Diese Geschichten werden mit Hilfe einer Schreibmaschine festgehalten. Die Besucher erhalten einen Durchschlag ihrer Erzählung, das Original wird im Schaufenster ausgehängt und später archiviert.

 

Die Ausstellung „BRUCHSTÜCKE ’45 – Von NS-Gewalt, Befreiungen und Umbrüchen in Brandenburg ist noch bis zum 30. September in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zu sehen.

Öffentliche Führungen: 24. Juli, 7. und 28. August, jeweils um 14.00 Uhr; 18. August und 8. September, jeweils um 17.00 Uhr (Treffpunkt: Besucherzentrum der Gedenkstätte)

Fotos: © Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (MGR)

 

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