Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

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Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Deutsch-Polnische und Deutsch-Tschechische Schulbuchkommission tagen in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

16. Mai 2024

Vom 23. bis 25. Mai 2024 findet in Berlin und in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eine Tagung der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission der Historiker und Geografen und der Deutsch-Tschechischen Schulbuchkommission zum Thema „Die Gegenwart der Vergangenheit in Museen und Gedenkstätten“ statt. Die Kommissionen haben bis vor kurzem Ausstellungen, Museen und Gedenkstätten nicht als eigenes Arbeitsfeld wahrgenommen. Im Kontext einer „Öffentlichen Geschichte“ entwickeln sich diese jedoch zunehmend zu zentralen Vermittlungsorten. Auch das Konzept des Schulbuchnarrativs wurde in den letzten Jahren um neue Formen der Erzählung über Vergangenes erweitert, und zwar unter Verweis auf die Rolle der Literatur und Kunst, des Films und anderer (Bildungs-)Medien.

Im Rahmen der Tagung, an der rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Lehrkräfte und junge Menschen aus Deutschland, Polen und Tschechien teilnehmen, wird vor allem der Aufbau einer dialogischen musealen Erzählung thematisiert, die Betrachter*innen in die Lage versetzt, historische Ereignisse so zu vermitteln, dass sich auch Jugendliche angesprochen fühlen. Dabei gehen die beiden Schulbuchkommissionen über den gewohnten bilateralen Kontext hinaus, indem Forschungsperspektiven und aktuelle Aktivitäten der zwei Expertengremien zusammengeführt werden.

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 23. Mai in der Landesvertretung Brandenburg beim Bund in Berlin verleiht die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission ihren Maria-Wawrykowa-Preis. Der diesjährige Preis geht an Prof. Dr. Anna Wolff-Powęska für ihre Verdienste im Bereich des deutsch-polnischen Dialogs, insbesondere für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen bei der Erforschung der Geschichte und des aktuellen Stands der deutsch-polnischen Beziehungen sowie für die Verbreitung des Wissens über die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen.

Anlässlich der Tagung wird in der Gedenkstätte Ravensbrück eine Fotoausstellung von Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz „Klein Essen“. Ein deutsch-polnischer (Nicht-)Erinnerungsort gezeigt. Sie dokumentiert einen der vielen Orte in Niederschlesien – Jelcz-Laskowice (dt. Markstädt) und die umliegenden Dörfer Miłoszyce und Ratowice (dt. Fünfteichen und Rattwitz), in denen während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit geleistet wurde. Heute sind es Ruinen oder betonierte Flächen inmitten von Feldern, seltener ein Gedenkstein, ein Denkmal oder ein symbolisches Grab im Wald. Die Ausstellung folgt den Spuren einer Vergangenheit, die vom Unkraut des Vergessens überwuchert ist. Wie lässt sich die Geschichte dieser (Nicht-)Erinnerungsorte erzählen?

Die beiden Schulbuchkommissionen sind eine wichtige Plattform des Dialogs zwischen den Ländern und ein Spiegelbild der gegenseitigen Annäherung. Dies zeigt sich auch in dem ersten gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuch „Europa – Unsere Geschichte“, in dem aktuelle Erinnerungspraktiken an Gedenkstätten thematisiert werden, sowie am „Dialogforum“ der Deutsch-Tschechischen Schulbuchkommission, das seit 2022 mit Expert*innen und Lehrkräften zu diesem Schwerpunkt arbeitet.

Die Tagung wird veranstaltet von der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission unter Mitwirkung der Gemeinsamen Deutsch-Tschechischen Schulbuchkommission und in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut in Braunschweig und der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań/Posen.

Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission und die Deutsch-Tschechische Schulbuchkommission werden auf deutscher Seite koordiniert vom Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut. Die Arbeit der Schulbuchkommission wird gefördert durch das Auswärtige Amt.

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