Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

"Wir kriegten ja nur Karten, wenn wir gearbeitet haben. Brotkarten, wie man so sagt."

Elfriede Seidel (im April '45 7 Jahre):

"Ich weiß aber, dass Mutti auch in anderen Sachen eingesetzt wurde. Sie musste z. B. die Panzersperren, die in der Stadt aus Holz vorhanden waren, mithelfen aufzulösen.

Ich kann mich an eine Panzersperre entsinnen, die stand in der Nähe zwischen Rathaus und der Apotheke. Da musste ich immer durch, wenn ich zur Burg wollte. Der Durchgang war so schmal, dass man sich also eigentlich querstellen musste, um mit dem Schulranzen auf dem Rücken da durchzukommen."

I. L. (im April '45 18 Jahre):

"Na zuerst waren wir da im KZ. Also wie das alles so weit war schon, die toten Menschen da rausheben. War schlimm alles, ne?

Ja, wir kriegten ja nur Karten, wenn wir gearbeitet haben. Brotkarten, wie man so sagt."

Elfriede Seidel (im April '45 7 Jahre):

"Und Mutter war nicht da.Viele Tage war sie nicht da. Und kam dann zurück, vollkommen verdreckt, verlaust und hat tagelang im Keller gelegen und geheult. Viele Jahre später hab ich meine Mutter fragen können: 'Mutti, was war damals?'

'Ich hab im KZ aufräumen müssen.'                                                            

Dann ist Mutter aufgestanden und ist rausgegangen. Das hat sie nicht ertragen können, darüber zu berichten."