Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

"Wir hatten fürchterliche Angst."

J. B. (damals 7 Jahre)

"Wir hatten fürchterliche Angst.

Wir saßen Ende April im Luftschutzkeller. Und es muss genau zu der Zeit gewesen sein, wo die Brücke über die Havel gesprengt wurde. Denn ich weiß noch, dass unten im Luftschutzkeller die eiserne Fensterklappe plötzlich aufsprang

und meiner Schwester so übern Kopf an die Wand knallte, und wir so fürchterlich daran gedacht haben, dass sie getroffen wär.

Beim Hausbau selber ist damals schon, das war '36, ist damals schon darauf geachtet worden, dass jedes Haus einen Luftschutzkeller bauen muss. Und der war dadurch gekennzeichnet, dass er 'ne Eisentür hatte und auch 'ne Fensterklappe, 'ne metallene.

Und draußen an der Wand war ein weißer Pfeil, der auf dieses Fenster zeigte. Und ich glaub, da stand sogar dran Luftschutzkeller."

 

Peter Keibel (damals 15 Jahre)

"Mein Vater hatte uns geraten, Fürstenberg zu verlassen, weil die SS präsent war

und es voraussichtlich zu ernsten Kämpfen kam und dann wär die Stadt dem Erdboden gleichgemacht worden. Es ist ganz anders gekommen. Die SS war längst weg. Und in Fürstenberg ist eigentlich so gut wie nichts zerstört worden, außer einer Fliegerbombe, die, glaub ich, nur zwei Häuser da zerstört hat. Aber ansonsten ist Fürstenberg gut davon weggekommen.

 

Christa Bünte (damals 13 Jahre)

"Aber ich werde das nie vergessen, dass ich mit Jürgen auf der Liege im Luftschutzkeller war und denn wurden die Brücken, an der Mühle Behrns, die große Brücke, die rüberging, und an der Schleuse die Brücke wurde gesprengt. Und ... wir mussten ja schon im Luftschutzkeller sitzen, die Eisentür ist genau haarscharf über meinen Kopf und wenn ick 'n Stückchen höher gewesen wär, denn wär ick jetzt nich hier."

 

Walter Neumann (damals 9 Jahre)

"Und denn sind wir mit'm Mühlkahn losjetuckert in Richtung Mecklenburg. Und als wir in Steinförde an der Brücke waren, da rief bloß einer von da oben: Wollt ihr noch durch? Da hängt 'ne große Miene unter der Brücke. Und als wir denn durch waren, ... da hat es furchtbar gekracht und da kamen noch paar so 'ne Steinschlitten [undeutlich, wahrscheinlich Steinbrocken gemeint] rüberjeflogen, da is die Brücke jesprengt worden."

 

Käthe Schramm (damals 6 Jahre)

"Die beiden Frauen, die wollten nu immer flüchten, und meine Mutti hat immer dagegengeredet ... [Da] hatten sie 'n Handwagen, dann wurde ich reingeladen in'n Handwagen, dann wurde ich wieder rausgeladen aus‘m Handwagen. Und dann waren wir noch befreundet mit ... Glasermeister Schildhauer aus der Friedrich-Wilhelm-Straße und die hatten einen sehr massiven Keller mit massiven Türen. In unserem Keller waren nur so'ne Lattentüren. Und da hatte meine Mutti sich mit den beiden Frauen auch schon eingerichtet, Sessel hingetragen, mein Kinderbett hingetragen und zum Schluss konnte meine Mutter denn die beiden Frauen überreden, dass wir da im Keller blieben. Wir waren aber nicht alleine da, es waren sehr viele Frauen und sehr viele Kinder da in dem Keller."

 

Elsbeth Steinmann (damals 10 Jahre)

"Und da waren draußen am Haus immer Pfeile: Da sind Menschen drin [im Keller]...

Die ersten Russen, die bei uns ins Haus kamen, die haben geschossen auf die Kellertür. Dahinter waren ja die 50 Personen, ... die ganze Verwandtschaft meines Vaters. Die sechs Brüder hatten alle ihre Familien aus Ostpreußen, Pommern, Vorpommern, Stettin [mitgebracht]. Die waren alle bei uns im Keller. ... Und die haben sich dahinter gar nicht gerührt. Und wir waren als Kinder auch da unten, mussten aber ganz still sein. Und wir haben alle nicht gesprochen."