Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

"Die marschieren zum Luisenberg und tragen den Luisenberg ab."

Käthe Schramm (damals 6 Jahre)

"Es existierte hier in Fürstenberg eine sogenannte Kükengruppe, die in der Burg ihren Aufenthalt hatte. Immer wenn ich morgens dorthin ging, dann hörte ich schon von Weitem Holzschuhe so schrabben aufm Pflaster und es kamen von Ravensbrück Frauen anmarschiert. Die, das kann man sich heut gar nicht vorstellen, aber sie haben die ganze Straße ausgefüllt, und zwar Häftlinge.

Und links und rechts gingen auch Frauen, die große Schäferhunde führten.

Ja, das hat mich da sehr bewegt und ich hab dann meine Mutti gefragt: 'Mutti, sag mal, was ist denn mit den Frauen da?' Die gab mir dann zur Antwort: 'Ja, weißt du, die marschieren zum Luisenberg und tragen den Luisenberg ab.' Und damit gab ich mich als kleines Kind zufrieden. Wir haben später auch nicht wieder darüber gesprochen."

 

Peter Keibel (damals 15 Jahre)

"Die wurden auch in Kolonnen durch die Stadt geführt, wenn sie irgendwo woanders arbeiten mussten. Doch, das gehörte zum Stadtbild, denk ich mal. ... In Fürstenberg konnte es eigentlich keinen geben, der sagte, davon weiß er nichts. Wie es hinter den Toren aussah, das wussten nur ganz wenige. Die nämlich Zutritt hatten, das waren vielleicht Handwerker, Geschäftsleute, Bäcker, Fleischer, die mussten ja da auch liefern... Also die haben ein bisschen mehr gesehen."                                                          

 

Lilli Neumann (damals fast Jahre)

"Eben wie gesagt, dass die Frauen durch die Stadt marschiert sind zur anderen Arbeitsstelle... und zwar war die Arbeitsstelle oben an dem Röblinsee, da waren die Gleise nach Berlin und davor, an der rechten Seite, da waren lange Baracken und dadrin mussten die irgendwas bauen. Was, weiß ich nich. Da sind se hin auf Arbeit. Auch an anderen irgendwelchen Stellen noch. Und mein Bruder, der in der Faserstoff gelernt hat, der hat jeden Morgen gesehen: die Fähre kam mit den Arbeitern rüber, [die] mussten in die Faserstoff rein und dort arbeiten."

 

Elsbeth Steinmann (damals 10 Jahre)

"Die hatten ja keine Schuhe an. Die hatten ja das, was sie auch morgens immer zur Arbeit anhatten... Holzpantinen, die immer zu hören waren, wenn sie gelaufen sind. Die sind ja frühmorgens immer zur Arbeit zur Faserstoff gefahren. Da, wo die Munition hergestellt wurde. Oder hier ... in Fürstenberg waren ja überall welche."

 

Peter Keibel (damals 15 Jahre)

"Ja, wie gesagt, da wurde eben immer nur gesagt, das sind Feinde des Volkes. ...

Ich hatte einen Schulfreund, der wohnte in der Wallstraße... Das liegt ja am Schwedtsee und direkt gegenüber dem Lager. Und mit dem war ich da mal am Wasser an seinem Boot und  ... irgendwie waren Geräusche von dadrüben zu hören. Und da hat er gesagt: Ach, ich hör das hier öfter. Manchmal schreien sie auch. Ich sag: Wer schreit da? Ach, sagt er, das werden wohl dann die Gefangenen sein, die kriegen dann Schläge da. Auch nicht weiter darüber nachgedacht so als Junge...  Also, nicht weiter hinterfragt. Wen wollte man eigentlich auch fragen zu der Zeit?"

 

Elsbeth Steinmann (damals 10 Jahre)

"Man sah die Frauen... Alle unsere Verwandten, die im Keller saßen und auch schon vordem da waren, die ... wussten, das sind Frauen aus verschiedenen Ländern. ...  Und wir haben auch den Schornstein immer qualmen sehen. Meine Eltern haben sich gewundert, dass das dann öfter so eigenartig gerochen hat."

 

Klaus Köller (damals 16 Jahre)

"Wir mussten immer abends früh zu Bett gehen. Ich hatte noch zwei Schwestern, Ilse und Hannah. Und wir mussten immer, sehr zu unserem Kummer, früh zu Bett. Darauf legte meine Mutter wert. Alleine wenn meine Füße schmutzig und staubig waren, musste ich noch mal ins Badezimmer gehen. Aber sonst: früh zu Bett. Und dann hörten wir seltsame Schreie. Mehrfach. Wir wussten erst nicht, woher das kommt. Und dann wurde uns klar, das kommt von Ravensbrück. Schreie der Frauen, die verprügelt wurden."