Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

"Alle, die damals 15 waren..."

Peter Keibel (damals 15 Jahre):

"1945. Im Frühjahr. Ich bin von der Hitlerjugend noch aktiviert worden, bei der SS eine vormilitärische Ausbildung in Drögen zu machen. Das waren damals ja die Kasernen des Sicherheitsdienstes. Und die Leute dieses Sicherheitsdienstes, die wohnten zum Teil ja auch in der Stadt. Das war nichts Aufregendes, das gehörte eigentlich zum Stadtbild damals.

Also, die alle damals 15 waren, wir sollten also dann nun noch die Rote Armee aufhalten. Das ging also bis kurz davor, bis die Russen kamen. Dann hat uns ein Offizier der SS gesagt, wir sollen nach Hause gehen, wir würden dann zu gegebener Zeit eingesetzt. Das war aber, denk ich mal, nur eine Finte, denn er selbst suchte das Weite. Und wir sind also nicht mehr zum Einsatz gekommen. Wir waren aber ausgerüstet und uniformiert und bewaffnet und mussten nun, als die Russen kamen, unsere Waffen auch noch verschwinden lassen."

 

Klaus Köller (damals 16 Jahre)

"Ja, wir waren eine starke Jungengruppe, so will ich es mal sagen, wurden alle in Uniformen gesteckt. Und mussten dann Übungen machen. Panzerfaust, Schießübungen und hörten dann diese Rede von dem Herrn Kommandanten und ahnten, das geht hier nicht gut. Eines Tages ist hier die Rote Armee, das wussten wir."

 

Peter Keibel (damals 15 Jahre)

"Na, noch im Frühjahr 1945 wurden wir als Hitlerjungen zusammengefasst und vom Ortsgruppenleiter ... wurden wir also an die Chaussee von Fürstenberg nach Zootzen geschickt. Da, wo früher die Rodelbahn war, der sogenannte Teufelsberg, mussten wir einen Panzergraben ausheben ... mindestens 3 Meter tief ... Es sollte eigentlich bis zur Havel runtergehen und sollte dort den Vormarsch der Roten Armee aufhalten. War also lächerlich, geradezu."

 

Lilli Neumann (damals fast 15 Jahre)

"Aber ... bevor ... die Russen kamen, da mussten wir vom Jungvolk, wie sich das damals nannte ... haben sie uns zusammengetrieben und mussten wir Panzergräben schippen, und zwar Zootzener Straße. Das war doch da so'n bisschen bergig hoch... und da mussten wir den Sand da wegschippen, damit die Panzer da nicht hochfahren können. Na... So wat Beklopptet."

 

Peter Keibel (damals 15 Jahre)

"Und da weiß ich noch, dass ein Hitlerjunge sagt: Das ist doch alles Blödsinn, was wir hier machen. Und der Sohn [vom] damaligen Stadtförster, ich weiß nicht mehr, wie der hieß, das war auch ein echter Nazi, der war also unser Aufseher, der sagte: Wenn du das noch mal sagst, kommste ins KZ!"