Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

77. Jahrestag der Befreiung

Die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und das Internationale Ravensbrück Komitee luden vom 29. April bis 1. Mai 2022 zu den Gedenkveranstaltungen anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück durch die Rote Armee ein. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie fanden die Veranstaltungen wieder vor Ort statt, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Eröffnung der deutsch-französischen Wanderausstellung „Widerstand – Verfolgung – Deportation. Frauen aus Frankreich im KZ Ravensbrück 1942–1945“.

Am Sonntag, dem 1. Mai, fand die die zentrale Gedenkveranstaltung vor der ehemaligen Kommandantur statt. Nach der Begrüßung durch die Gedenkstättenleiterin Andrea Genest sprachen Anne Cordier (Internationales Ravensbrück Komitee), der Bürgermeister der Stadt Fürstenberg, Robert Philipp, die Ravenbrück-Überlebende Lili Leignel, Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle und die Autorin Géraldine Schwarz. Kantor Gabriel Loewenheim trug das Kaddisch und das Gebet „El Male Rachamim“ vor.

Im Anschluss wurden drei Gedenkzeichen am Neuen Gedenkort eingeweiht: für die 1945 in Ravensbrück umgekommene Margaretha Crombeen, iniitiert durch den Veteranenverband der Gemeinde Wichelen (Belgien), für lesbische Frauen und Mädchen im KZ Ravensbrück und für die Häftlinge aus Ravensbrück, die in verschiedenen Konzentrationslagern zur Sex-Zwangsarbeit eingesetzt wurden.

Die im Rahmen des Jahrestags eröffnete Ausstellung „Widerstand – Verfolgung – Deportation“ beleuchtet die Schicksale französischer Frauen, die nach Ravensbrück deportiert wurden, und zeigt ihre Biografien im Kontext von Besatzung, Haft und Befreiung. Sie entstand auch Zusammenarbeit mit Angehörigen ehemaliger Häftlinge, deren private Archive neue Einblicke in die Geschichte und Nachgeschichte ermöglichen. Medienstationen und eine Website mit Berichten von Töchtern und Enkelinnen Überlebender ergänzen die Wanderausstellung, die in den kommenden Jahre durch Deutschland und Frankreich touren wird. Die Ausstellung konnte durch die freundliche Unterstützung der Stiftung Tour du Monde realisiert werden. 

Zur Eröffnung der Ausstellung am 30. April sprachen neben Andrea Genest die Kuratorinnen Hannah Sprute und Mechthild Gilzmer sowie Emmanuel Cohet (Französische Botschaft) und Brigitte Faber-Schmidt (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg). Eine besondere Ehre waren die Anwesenheit der französischen Ravensbrück Überlebenden Lili Leignel, Jean-Claude Passerat und Marie Vaislic bei der Eröffnung. Zudem konnte die Gedenkstätte weitere Angehörige ehemaliger Häftlinge und die Amicale de Ravensbrueck begrüßen.

Hintergrund

Zwischen 1939 und 1945 sind im KZ Ravensbrück 132.000 Frauen, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche des „Jugendschutzlagers Uckermark“ als Häftlinge registriert worden. Die Häftlinge stammten aus über 40 Nationen, unter ihnen befanden sich auch zahlreiche Juden sowie Sinti und Roma. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente. Nach dem Bau einer Gaskammer Ende 1944 wurden rund 6.000 Häftlinge von der SS vergast. Ende April 1945 trieb die SS Zehntausende Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Nordwesten. 3.000 im Hauptlager zurück gelassene Kranke wurden am 30. April 1945 durch die Rote Armee befreit.