Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Presseinformationen

38/25: Ausstellungseröffnung: Künstlerische Installation setzt sich mit der Textilproduktion im KZ Ravensbrück auseinander

22. August 2025

Nr.: 38/2025

An diesem Sonntag um 15 Uhr wird in der Weberei des ehemaligen „Industriehofs“ in der Gedenkstätte Ravensbrück eine neue Ausstellung der Künstlerin Dominique Hurth eröffnet. Sie widmet sich der bislang wenig erforschten Textilproduktion durch Häftlinge des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück. Der Ausstellungstitel zitiert Gedichtzeilen der Überlebenden Halina Golczowa: „Maschinen dröhnen, Nadel schleppt den Faden, scharfes Messer glänzt, schneidet entzwei und sticht“.

Begleitet von Textil-, Text- und Bild-Arbeiten thematisiert die ortsspezifische Installation von Dominique Hurth mit einem zentralen Essay-Film nicht nur die Zwangsarbeit und die Gewaltgeschichte der Uniformproduktion, sondern auch wirtschaftliche Strukturen und deren Kontinuitäten bis in die heutige Zeit. Ausstellungsraum sind die Hallen der 1942 fertiggestellten Weberei im „Industriehof“, eines der wichtigsten baulichen Zeugnisse der KZ-Zwangsarbeit. Die Geschichte der Zwangsarbeit wird damit unmittelbar am historischen Ereignisort aufgegriffen.

Seit mehreren Jahren forscht und arbeitet die Künstlerin Dominique Hurth zu dieser Geschichte im ehemaligen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Sie entwickelte eine Praxis des künstlerischen Forschens, bei der sie auf die Spuren der Zwangsarbeit und ihre Nachwirkungen in der Gesellschaft hinweist. Dabei ist die Beschäftigung mit Textilien für die Künstlerin zentral. Bei der heutigen Presse-Vorbesichtigung der Ausstellung erklärte Dominique Hurth: „Ich arbeite immer wieder mit Stoff. Dabei möchte ich auch darauf aufmerksam machen, was man aus dem Schnitt eines Kleidungsstückes lesen kann. Mich interessiert, wie sich Frauenbekleidung entwickelt und wie es die Häftlinge geschafft haben, ihre Bekleidung zu individualisieren. Textilien können uns viel über den Nationalsozialismus erzählen.“

Andrea Genest, Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück, hob die Bedeutung von Hurths Arbeit für die Gedenkstätte hervor: „Die Ausstellung von Dominique Hurth ermöglicht es Besuchenden, sich dem historischen Tatort Ravensbrück aufgrund der haptischen, visuellen und sinnlichen Eindrücke aus verschiedenen Perspektiven zu nähern. Das Gebäude der Weberei steht für die textile Zwangsarbeit, die nicht zufällig in ein Frauen-Konzentrationslager verlegt wurde. Zugleich wird deutlich, dass diese vermeintlich harmlos wirkende Zwangsarbeit zermürbend und von Gewalt geprägt war. Wir wollen die ehemalige Weberei sanieren, um sie in Zukunft für Ausstellungen und die Bildungsarbeit zu nutzen.“ 

Bereits mit seiner Gründung 1939 begann die Textilproduktion im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Nach der Einrichtung der SS-eigenen Texled-Gesellschaft und deren Verlegung von Dachau nach Ravensbrück 1941 wurden die dortigen Textilwerkstätten zu einem führenden Standort für das Weben, Schneiden, Nähen und Reparieren. Unter Zwang fertigten hier zeitweise mehr als 5000 inhaftierte Frauen Häftlingskleidung für alle Konzentrationslager sowie Uniformen für SS, Wehrmacht und die weiblichen Wachmannschaften der Konzentrationslager. Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Firmenberichte belegen die zunehmend gewalttätigen Arbeitsbedingungen in den Werkstätten. Im KZ Ravensbrück und seinen Außenlagern waren zwischen 1939 und 1945 rund 120.000 Frauen und Kinder sowie 20.000 Männer aus 40 Nationen inhaftiert. Mehr als 28.000 Menschen überlebten die Lagerhaft nicht.

Begleitend zur Ausstellung findet in der Gedenkstätte Ravensbrück sowie in Berlin eine Veranstaltungsreihe statt. 

Pressematerial steht zum Download zur Verfügung.

 

Sonntag, 24. August 2025, 15.00 Uhr
Ausstellungseröffnung „Maschinen dröhnen, Nadel schleppt den Faden, scharfes Messer glänzt, schneidet entzwei und sticht“

Begrüßung: Dr. Andrea Genest, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Grußwort: Dr. Lutz Nitsche, Kulturstiftung des Bundes

Einführung in die Ausstellung: Dominique Hurth, Künstlerin

Musikalische Begleitung: Karola Elßner, Saxophon

 

Ausstellungsdauer: 24. August bis 31. Oktober 2025

Öffnungszeiten: tägl. von 10.00 bis 18.00 Uhr

 

Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Straße der Nationen | 16798 Fürstenberg an der Havel

 

Die Ausstellung wird durch die Kulturstiftung des Bundes und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

 

Information: www.ravensbrueck-sbg.de

 

Verantwortlich:
Dr. Horst Seferens | Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
16515 Oranienburg | Heinrich-Grüber-Platz | T +49 3301 810920
seferens(at)stiftung-bg.de | www.stiftung-sbg.de


Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

 

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