22/2018: In der Gedenkstätte Ravensbrück wird mit zahlreichen Veranstaltungen an den 73. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers erinnert
16. April 2018
Nr.: 21/2018
Mit Gesprächsrunden, Buchvorstellungen, Lesungen, eine Ausstellungseröffnung, einem Gottesdienst und Gedenkveranstaltungen erinnern die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und das Internationale Ravensbrück Komitee am 21. und 22. April 2018 an die Befreiung der Häftlinge des Frauen-Konzentrationslagers vor 73 Jahren. Dazu werden etwa 20 Überlebende vor allem aus Polen erwartet. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Sonntag, 22. April 2018, um 10 Uhr werden Stella Nikiforova, die als Kind im KZ Ravensbrück inhaftiert war und das Internationale Ravensbrück Komitee vertritt, Kulturstaatssekretärin Dr. Ulrike Gutheil, Agata Kornhauser-Duda, Ehefrau des Präsidenten der Republik Polen, und die Schriftstellerin Gila Lustiger zu den Anwesenden sprechen.
Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal „Tragende“ findet um 12.30 Uhr vor dem Zellenbau eine Heilige Messe in polnischer Sprache mit dem Stettiner Erzbischof Andrzej Dziega statt. Um 13.00 Uhr stellt Lili Leignel, die am 16.12.1943 mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern aus Belgien in das Frauen-KZ Ravensbrück deportiert wurde, ihr Buch „Je suis encore là“ (Ich bin noch da) vor. Die französische Botschafterin Anne-Marie Descôtes wird ein Grußwort halten.
Um 14.00 Uhr wird die Ausstellung „Verboten und verfolgt. Jehovas Zeugen im KZ Ravensbrück und in Haftanstalten der DDR“ eröffnet. Sie ist den Lebenswegen von zwölf Zeuginnen und Zeugen Jehovas gewidmet, die im KZ Ravensbrück und später in der DDR erneut inhaftiert waren. Die Ausstellung wird von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in Kooperation mit der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur realisiert und von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Zur Eröffnung spricht Dr. Detlef Garbe, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme über „Heilsgewissheit und Glaubenstreue. Der Widerstand von Jehovas Zeugen gegen das Verbot ihrer Religionsgemeinschaft im ‚Dritten Reich‘ und in der DDR“.
Am Nachmittag finden weitere Gedenkveranstaltungen, ein Vortrag und ein interreligiöses und interkonfessionelles Gedenken statt. Bereits am Samstag, 21. April 2018, stehen ab 10.00 Uhr zahlreiche Veranstaltungen verschiedener Organisationen und Akteure auf dem Programm, darunter eine Dokumentation zur „Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit“ (13.00 bis 18.00 Uhr), eine Gedenkveranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen „Jugendschutzlagers Uckdermark“ (14.30 Uhr) und die Aufführung des Theaterstücks „Nicht vergessen!“ durch das Theaterbündnis Blumenstrauß e.V. (16.00 Uhr) auf dem Programm. Am Abend laden die Gedenkstätte Ravensbrück und die Botschaft der Republik Polen zu einem Empfang.
Zwischen 1939 und 1945 sind im KZ Ravensbrück 132.000 Frauen, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche des "Jugendschutzlagers Uckermark" als Häftlinge registriert worden. Die Häftlinge stammten aus über 40 Nationen, unter ihnen befanden sich auch zahlreiche Juden sowie Sinti und Roma. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente. Nach dem Bau einer Gaskammer Ende 1944 wurden rund 6.000 Häftlinge von der SS vergast. Ende April 1945 trieb die SS Zehntausende Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Nordwesten. 3.000 zurück gelassene Kranke wurden am 30. April 1945 durch die Rote Armee befreit.
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