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#StolenMemory: Ring von Halina Kucharczyk in Ravensbrück übergeben

15. Juli 2025

Am Donnerstag, den 10. Juli 2025, wurde in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein persönlicher Gegenstand an die Familie von Halina Kucharczyk (geb. Łątkiewicz), einer Überlebenden des Konzentrationslagers Ravensbrück, feierlich an ihre Enkelinnen Sylwia und Anna übergeben.

Die Rückgabe erfolgte im Rahmen der Initiative #StolenMemory der Arolsen Archives, die sich der Rückführung persönlicher Gegenstände von NS-Verfolgten an ihre Familien widmet. Der Ring von Halina Kucharczyk wurde in der sogenannten Effektenkammer des KZ Ravensbrück verwahrt und konnte dank der Recherchearbeit einer Freiwilligen des Projektes an die Familie zurückgegeben werden.

#StolenMemory
Armbanduhren und Eheringe, Briefe und Fotos – die Nationalsozialisten nahmen den Menschen in den Konzentrationslagern all ihre persönlichen Gegenstände ab. Die Arolsen Archives verwahren noch etwa 2.000 Gegenstände – sogenannte Effekten – die darauf warten, an die Nachkommen zurückgegeben zu werden. Einige dieser verbleibenden Gegenstände wurden auch ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück abgenommen und von der SS in der dortigen Effektenkammer verwahrt – darunter auch der Ring von Halina Kucharczyk. 

Halina Łątkiewicz (später Kucharczyk) wurde am 6. Februar 1924 in Warschau geboren und lebte dort bei ihrer Mutter. Im Sommer 1944 verhafteten die deutschen Besatzer Halina im Kontext des Warschauer Aufstands und verschleppten sie zunächst in das Konzentrationslager Ravensbrück. Vermutlich war sie später in einem der vielen Außenlager des KZ Neuengamme inhaftiert. Darauf deutet der Effektenumschlag hin, in dem sich der Ring befand. Am 2. Mai 1945 wurde Halina durch die amerikanische Armee befreit. Kurz darauf heiratete sie in einem Camp für Displaced Persons in Schleswig-Holstein Stanisław Kucharczyk. Zusammen kehrten sie im Dezember 1945 nach Polen zurück. Halina starb dort im Juni 1999.

Im Frühjahr 2025 gelang es der Freiwilligen Manuela Golc, über die Friedhofsverwaltung in Radom den Kontakt zu Halinas Familie herzustellen. Am vergangenen Donnerstag besuchte die Familie erstmals die Gedenkstätte. Der Besuch in Ravensbrück war für die Enkelinnen ein bewegender Moment. Sie erzählten, dass ihre Großmutter nie über die Haftzeit gesprochen habe. Erst vor wenigen Monaten hatten sie vom Verbleib des Rings erfahren.

Mitgebracht hatte die Familie Fotos und Dokumente aus dem Familienarchiv, die sie der Gedenkstätte und den Arolsen Archives als Kopien zur Verfügung stellten.

Es war die erste Rückgabe eines persönlichen Gegenstands im Kontext von #StolenMemory, die direkt in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück stattfinden konnte.

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