Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Ravensbrück Memorial Museum
Die Gedenkstätte trauert um Zilli Schmidt
27. Oktober 2022
Die Holocaust-Überlebende Zilli Schmidt ist am 21. Oktober 2022 im Alter von 98 Jahren in Mannheim gestorben.
Schmidt wurde am 10. Juli 1924 als Cäcilie „Zilli“ Reichmann im thüringischen Hinternah geboren. 1942 wurde die Familie deportiert.
Durch Diebstahl von Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten sowie Kontakte zu Funktionshäftlingen gelingt es Zilli Schmidt, ihre Angehörigen am Leben zu halten. Doch in der Nacht des 2. August 1944 ermordet die SS ihre vierjährige Tochter Gretel, die Eltern, die Schwester mit fünf Kindern und weitere Verwandte in Gaskammern. Am selben Tag war Zilli Schmidt zur Zwangsarbeit nach Ravensbrück verschleppt worden. Auch aus diesem Lager flieht sie. Nach Kriegsende findet sie nur ihre beiden Brüder wieder. Jahrzehntelang kämpft sie um eine »Entschädigung« durch die bundesdeutschen Behörden. Erst in den 2010er Jahren beginnt sie, außerhalb ihrer Familie über ihr Leben zu sprechen: »Unsere Menschen sollen nicht vergessen werden! Ich will, dass die Welt erfährt, was mit den Sinti passiert ist. Ich will, dass sie wissen, wie das ist, weiterzumachen, wenn man alles verloren hat, was einem lieb war.«
Schmidt war eine der wenigen Sinti-Überlebenden, deren Verfolgung in der Bundesrepublik vor Gericht kam. 1988 sagte sie als Zeugin in einem Prozess gegen einen Blockführer im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau aus. Bis ans Ende ihres Lebens engagierte sich Zilli Schmidt als Zeitzeugin und Kämpfering für die Rechte von Sinti und Roma in Deutschland. Unsere Anteilnahme gilt ihren Angehörigen und Freunden.
Einen ausführlichen Nachruf finden Sie bei der Stiftung Denkmal.
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