Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Wanderausstellung

Krankenrevier im KZ Ravensbrück
Krankenrevier im KZ Ravensbrück

„… unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“. Die medizinische Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück

In einer Fallstudie zum KZ Ravensbrück wurde die Arbeit des medizinischen Häftlingspersonals im Frauenlager zwischen 1939 und 1945 untersucht. In die Untersuchung wurden auch die Zustände im Revier des Männerlagers einbezogen. Die SS hatte Häftlinge aus unterschiedlichen Ländern Ost- und Westeuropas als Ärztinnen und Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger eingesetzt. Ihre Position als Funktionshäftlinge verlangte eine dauernde Gratwanderung zwischen den Befehlen der SS, ihren eigenen Überlebensinteressen und den Bedürfnissen der Kranken. Verletzte und kranke Häftlinge beurteilten ihre Arbeit, wie die Berichte von Überlebenden dokumentieren, sehr unterschiedlich. Neben der Anerkennung ihres Einsatzes für die Mithäftlinge wurden sie u.a. auch für die Nichtbehandlung von Kranken, Selektionen und Tötungen mitverantwortlich gemacht. Im Projekt wird das KZ-Revier in Anlehnung an Anthony Giddens und Pierre Bourdieu als komplexer sozialer Handlungs-, Erfahrungs- und Imaginationsraum gefasst. Daher stehen nicht nur die konkreten Handlungspraktiken des medizinischen Personals, sondern auch die Überlebensstrategien der kranken Häftlingsfrauen und -männer und ihre Wahrnehmung der Reviertätigkeit, die u. a. in Berichten, Briefen, Gedichten und Zeichnungen Niederschlag gefunden haben, im Fokus der Untersuchung. Die Ergebnisse des Projektes werden in einer Publikation mit SS-Quellen, Häftlingsberichten und Zeichnungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht sowie in der Wanderausstellung präsentiert. Die Schwerpunkte liegen dabei bei der medizinischen Versorgung durch das Häftlingspersonal, den Überlebensstrategien und der Selbstbehauptung der inhaftierten Ärzte und Ärztinnen und Pflegerinnen sowie ihrer Konfrontation mit medizin-ethischen Problemen. Ausgewählte Biografien des Häftlingspersonals und der kranken Häftlinge kontextualisieren und konkretisieren die Geschichte der medizinischen Betreuung im KZ Ravensbrück.

Eine Ausstellung des »Arbeitskreises für Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft (AKF e.V.)« und der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Bundesministerium für Gesundheit und das Brandenburgische Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.