Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Die Werke - Ein Überblick

Erdig, aufgebrochen, zerklüftet – so lassen sich die gezeigten Keramik-Arbeiten der polnischen Künstlerin Zofia Pociłowska-Kann beschreiben. Sie entstanden mehrheitlich in den 1970er Jahren. In diesem Jahrzehnt benutzte die Künstlerin hauptsächlich Keramik als künstlerisches Material, nachdem sie zunächst mit Stein und Beton experimentiert hatte (Pietà). Das keramische Material, das traditionell für kleinere Arbeiten und Kunstgegenstände benutzt wird, führt Pociłowska in großformatige Plastiken über – eine Besonderheit innerhalb der Bildhauerei nach dem 2. Weltkrieg in der Volksrepublik Polen. Ausgehend von einer figürlichen Gestalt scheint sich das Material seinen eigenen Weg zu formen. Dies wird in Arbeiten wie Brust der Erde oder Gesichter aus der Vergangenheit besonders prägnant. An anderer Stelle neigt die Künstlerin zur Abstraktion – die jedoch stets inhaltlich motiviert ist – wie es in der Gestaltung der Pietà sichtbar wird.

Ihre Denkmalgestaltungen nehmen im stärkeren Maß die damals gängige Formensprache auf. Als eines ihrer ersten Aufträge gestaltete Pociłowska den Obelisken zur Erinnerung an die Opfer des Pawiak-Gefängnisses in Warschau. Weitere Denkmäler befinden sich in Magdelenka nahe Warschau, in Włodawa und Inowrocław. Pociłowska ist als Künstlerin in Ravensbrück durch zwei Arbeiten dauerhaft präsent: Die Pietà und eine weitere Arbeit ohne Titel (Hände) sind Auftragsarbeiten für die Gestaltung des polnischen Gedenkraums im sogenannten Zellenbau. Die Bildhauerin arbeitete hier künstlerisch am Gedenken einer Haftgruppe mit, der sie selbst über Jahre angehörte. In dieser Zeit der Lagerhaft entstanden auch geschnitzte Miniaturen, von denen einige Teil der Sammlung der Gedenkstätte sind.

Ein Großteil der Arbeiten ist in Deutschland zum ersten Mal zu sehen. Die Ausstellung ist Ergebnis eines Seminars, das im Wintersemester 2019/2020 an der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück durchgeführt wurde. Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen setzten sich intensiv mit ausgewählten Arbeiten der Bildhauerin und KZ-Überlebenden auseinander. Die Ergebnisse sind in der vorliegenden Broschüre  zusammengetragen. Sie finden diese Texte darüber auf der Homepage der Gedenkstätte.

Constance Krüger