Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Brüste der Erde – Piersi Ziemi

1980, Glasierte Keramik, 52 x 70 x 56 cm

Diese Plastik von Zofia Pociłowska fasziniert durch Gegensätze. Die glatten, betont runden, prallen weiblichen Brüste stehen in starkem Gegensatz zum kantigen und zerfurchten Körperfragment, das verstörend wirkt. Die tiefen Furchen am gewölbten Bauchansatz wirken teilweise wie gewaltsam eingehackt. Sie können aber auch als Ackerfurchen verstanden werden, als aufgebrochene Erde, aus der sich der Körper herausarbeitet – wie es im Titel anklingt. Der Körper wirkt ausgehöhlt, fast gefäßartig und könnte auch eine Anspielung auf Schwangerschaft und Mutterschaft sein. Damit lädt die Plastik ein, über Weiblichkeit und weibliche Erfahrung nachzudenken. Die Betrachter*innen können durch die fragmentarische Darstellung keine bestimmte Frau identifizieren. Doch macht die Arbeit ein Angebot, sich mit einer körperlichen Erfahrung auseinanderzusetzen, die eine spezifisch weibliche ist. Erde und weiblicher Körper scheinen hier eine Einheit einzugehen – ein beliebtes Gestaltungsmotiv von Künstlerinnen der 1970er Jahre.

Die weiblichen Brüste – unter anderem Symbol für weibliche Sexualität, erotische Ästhetik als auch für Mutterschaft – werden in den oft sexualisierten Darstellungen zur Projektionsfläche männlicher Fantasien und Wünsche. Pociłowska bricht mit diesen Darstellungen: Durch die Fragmentierung und den kantigen, zerklüfteten Körper wird der weibliche Busen entsexualisiert. Der Körper ist nicht länger ein Normkörper, ein Objekt. Es ist ein Körperteil, dass einmal Teil eines Ganzen war.

Pociłowska selbst sprach in einem Interview darüber, dass es ihr bei diesem Werk darum ging, die Schönheit darzustellen, die sie mit der weiblichen Brust verbindet. Der Körper, der die Brust umgibt, sei eben das Physische. Was Pociłowska damit genau meint, welche Verbindungen und Assoziationen sie selbst hat oder hervorbringen möchte, ließ sie dabei offen.

Kirsten Leow, Studierende der Gender Studies/Geschlechterstudien