Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

"Die standen wegen einer Stulle."

Elsbeth Steinmann, Tochter von Bäcker Marten (damals 10 Jahre)

"Am 2. Mai hat mein Vater dann Mehl bekommen von der Mühle und sollte sofort anfangen mit Brot. Und denn kriegte jeder, der angestanden hat, und die Leute standen bis Königsberg, [das] ist die Ecke, wo jetzt der Fahrradladen ist, und bis dahin standen die Frauen und Kinder, die wegen einer Stulle gestanden haben. Der Kommandant hat gesagt, mein Vater soll sofort allen Leuten, die Hunger haben, denen musste er das geben. Und das haben sie dann auch so gemacht."

 

Peter Keibel (damals 15 Jahre)

"Also, das muss ich sagen, die Organisation der Lebensmittelversorgung klappte gleich nach dem Zusammenbruch. Es gab also sofort Lebensmittelkarten. ... Sehr bescheiden. Ich war jetzt heranwachsend. Mit 15 hat man natürlich gewaltigen Hunger.

Und ich hatte ständig Hunger. Tag und Nacht eigentlich. Wenn ich wach war, hatte ich auch Hunger. Und ich versuchte dann auch, so nebenberuflich, manchmal beim Bäcker zu helfen. Mehlsäcke abladen und so was, und kriegte dann ein Brot dafür oder ein halbes Brot."

                                              

Lilli Neumann (damals fast 15 Jahre)

"Sie [Mutter] ist in die Faserstoff gegangen und hat gesehen, wo die Russen in ihrer Küche die Knochen hingeschüttet haben in der Asche ... und dann hat sie die ausgewaschen abends ... und gekocht, damit wir 'ne Brühe haben. Oder Reibselsuppe, Kartoffeln gerieben, damit der Magen voll wird so ungefähr."

 

Walter Neumann (damals 9 Jahre)

"Hinter Groß Menow, da gibt es immer viel Blaubeeren, da sind wir mit dem Fahrrad hinjefahren und da hat der Russe jesagt, da müsst ihr mit dem Kahn hinfahren. Da sind die Frauen und alles auf'n Kahn, auf'n Mühlkahn, hinjetuckert bis zum Zierensee, die Russen kamen mit als Bewacher, mit'n Schießeisen und die Frauen haben denn 'n Eimer voll Blaubeeren gepflückt da und denn mussten sie ein bestimmtes Maß abjeben bei den Russen. Und so haben sie die Frauen beschützt. Nicht umgekehrt die Frauen belästigt."

 

Ilse Wernick (damals 13 Jahre)

"Glück hatten die, die 'nen Garten hatten. Und es hatten viele 'nen Garten Und wir haben uns gegenseitig sehr geholfen. Mal bloß ein Beispiel: In der Krummen Straße wohnte eine ... Bäckersfrau, die hatte 'nen ganzen Sack Salz stehen. Und das Salz, das war ja wertvoll, denn ohne Salz schmeckt ja gar nichts. Und die hat überall das Salz hinverteilt und so.

Dann haben die Leute, die in der Mühle gestohlen haben, auch verteilt. Da war Mehl und Zucker. Überall war irgendwo was anderes. Meine Schwester hat die Kartoffeln für den Kindergarten besonders dick geschält, damit wir aus den Schalen noch Knäckebrot machen konnten."