Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück

Aufblühende Brust der Erde (Geburt der Erde) – Rozkwitająca pierś Ziemi (Narodziny Ziemi)

1991, Glasierte Keramik, 2 Teile, 45 x 55 x 115 cm; 49 x 65 x 117 cm

Urszula Sadkowska-Petryszyn, Enkelin der Künstlerin, schrieb in ihrer Studienabschlussarbeit in Polonistik: „In der Plastik Die aufblühende Brust der Erde verschwimmen die Grenzen zwischen dem menschlichen Körper und der Erde. Aus der zerklüfteten Materie der Erdschollen taucht das Fragment eines glatten Frauenkörpers auf: runde Brüste, eine Hüfte und ein Bauchansatz, das Stück eines Oberschenkels. Das ist die Schönheit des Körpers einer Frau, ein Tempel des werdenden Lebens, das Leiden und der Schmerz dieser Geburt, wie in den Worten des Gedichts "Und der Mensch erfüllt sich im Blut.“ Eine Frauenbrust blüht auf, aber es ist eine schmerzhafte Brust, rissig. Aufgesprungen ist auch ihr Bauch. Der Körper hat keinen Kopf –somit keine mentale, intellektuelle Sphäre – und keine Arme und Beine – also keine Aktivität, Bewegung, Handlung, Unabhängigkeit. Was bleibt, ist reine Physiologie: Gebären, Stillen, Nähren, Schmerz. Neben der weiblichen Figur liegt ein männlicher Rumpf mit aufgerissenem Brustkorb. Es ist schwer sich der Vermutung zu erwehren, dass sich in diesen Plastiken noch eine völlig andere Spur verbirgt – die Lagererfahrung, wo der Anblick geschundener, zerstückelter menschlicher Körper alltäglich war. Als direkte Zeugin so vieler grausamer, ungerechtfertigter Todesfälle erinnert die Künstlerin in ihrem Werk sowohl an das Leben als auch an den Tod. Vielleicht schwebt die Bedeutung dieser Skulptur zwischen dem Zeichen eines fruchtbaren Körpers, der aus der Erde emporwächst, und dem Zeichen eines Körpers, der sich zersetzt, zwischen einem Mann und einer Frau, die Leben schenken, und einem Mann und einer Frau, die der Destruktion unterliegen und zu ihr selbst beitragen. Diese Verflechtung von Materie des menschlichen Körpers und der ihn umgebenden Realität findet sich in vielen Werken der Künstlerin wieder. Sie sind es, die unbestreitbar an das Thema des Todes und der Verwesung, aber auch der Reinkarnation und der Wiederkehr mittels der gleichen umgebenden Realität anknüpfen.“

Urszula Sadkowska-Petryszyn, Enkelin der Künstlerin