Die Textilproduktion im KZ Ravensbrück begann bereits 1939. Mit der Einrichtung der Texled, einem SS-eigenen Unternehmen, und deren Verlegung von Dachau nach Ravensbrück 1941 wurden die dortigen Textilwerkstätten zu einem führenden Standort für das Weben, Schneiden, Nähen und Reparieren. Produziert wurden Häftlingskleidung für alle Konzentrationslager und Uniformen für SS und Wehrmacht sowie für die weibliche Wachmannschaft des KZ. Die Produktion der Häftlingskleidung wurde ab 1943 eingestellt, während die Produktion der Uniformen für den andauernden Krieg anstieg. Zeug:innenaussagen und Firmenberichte belegen die zunehmend gewalttätigen Arbeitsbedingungen in den Werkstätten.
Seit mehreren Jahren forscht die Künstlerin Dominique Hurth zu dieser Geschichte im ehemaligen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Durch mehrere Begegnungen in Archiven, in Sammlungen, an historischen Orten und im Dialog mit Expert:innen, Objekten und Dokumenten entwickelt sie eine Praxis des künstlerischen Forschens, bei der sie auf die Spuren der Zwangsarbeit und ihre Nachwirkungen in der Gesellschaft hinweist. 2025 präsentiert die Gedenkstätte Ravensbrück eine neue Installation der Künstlerin zur bisher wenig erforschten Textilgeschichte des Frauen-Konzentrationslagers.
Begleitet von Textil-, Text- und Bild-Arbeiten thematisiert die ortsspezifische Installation von Dominique Hurth nicht nur die Zwangsarbeit und die Gewaltgeschichte der Uniformproduktion, sondern auch wirtschaftliche Strukturen und deren Kontinuitäten bis in die heutige Zeit. Dabei werden Objekte aus der Sammlung der Gedenkstätte eingebettet, die bislang nie ausgestellt wurden. Zum Ausstellungsraum wird die Weberei im „Industriehof“, eines der wenigen erhaltenen Gebäude auf dem ehemaligen Lagergelände. Die Geschichte der Zwangsarbeit wird direkt an dem Ort, an dem diese stattfand, aufgegriffen.
Ab dem 2. Mai wird der Raum mit einer Präambel zur später folgenden Hauptausstellung (24.08.-31.10.2025) bespielt. Dabei stehen Beobachtungen von Artefakten aus der Sammlung der Gedenkstätte und Berichte über die Zwangsarbeit in der Textilproduktion im Vordergrund. Das Projekt wird von einer Veranstaltungsreihe im Herbst diskursiv begleitet.